Decken sind wichtige Bauteile im Wohnungsbau. Neben ihrer lastabtragenden Funktion sind sie für die Funktionalität und Gesamtstabilität des Bauwerks unverzichtbar. Außerdem müssen sie die verschiedenen Geschosse bauphysikalisch sicher voneinander trennen. Dafür sind hohe Schallschutzwerte und eine ausreichende Feuerwiderstandsdauer erforderlich. Gleichzeitig sind Decken auch die leitungsverteilende Ebene für die immer komplexer werdende Haustechnik. Sie sollten dabei für den Einbau von Haustechnik vorbereitet sein oder entsprechende Aussparungen haben.
Decken aus Stahlbeton haben ihren festen Platz im Wohnungsbau. Die Vorteile liegen im massiven Baustoff selbst. Die hohe Masse bietet beste Voraussetzungen für den Schallschutz von einem Geschoss zum anderen. Da Beton nicht brennbar ist, bleibt die Tragfähigkeit in der Regel auch bei einem Brand erhalten. So haben Hausbewohner Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Die Höhe der Sachschäden nach einem Brandfall ist in massiv gebauten Häusern deutlich geringer als bei vielen anderen Bauweisen.
Beim Einsatz von Betonfertigteilen entfällt die Notwendigkeit einer Deckenschalung. Lediglich Montageunterstützungen können notwendig sein. Außerdem kann die Decke sehr schnell nach der Montage belastet werden, was einen zügigen Baufortschritt ermöglicht. Auch eine Zwischenlagerung von Baustoffen auf der Decke ist oftmals möglich. Bei beengten Platzverhältnissen zum Beispiel auf innerstädtischen Baustellen kann dies ein entscheidender Vorteil sein.
Schematischer Aufbau einer Deckenplatte aus Elementdecke mit Gitterträgern und Ortbetonergänzung
Vorteile von Decken aus vorgefertigten Betonbauteilen auf einen Blick:
Elementdecken sind Halbfertigteile, die auf der Bau- stelle mit Ortbeton ergänzt werden. Sie bieten eine hohe Anpassungsfähigkeit an die vom Architekten geplanten Grundrisse.
Im Werk werden in modernen Anlagen etwa 5 cm dicke Betonelemente mit der statisch erforderlichen Bewehrung in raumüberspannender Länge betoniert. Elementlängen von bis zu 14 m sind so realisierbar. Die in die Platte einbetonierten Gitterträger verleihen den bis zu 3 m breiten Elementen die für Transport und Montage erforderliche Steifigkeit. Außerdem kann auf ihnen nach der Montage auf der Baustelle die obere Bewehrung sicher eingebaut werden. Nach dem Aufbringen des Ortbetons unterstützen die Gitterträger das monolithische Zusammenwirken von Elementdecke und Aufbeton. Der untere Teil der Gitterträger ist wesentlicher Teil der statisch erforderlichen Biegebewehrung.
Die Vorfertigung bietet höchste Genauigkeit bei größtmöglicher Individualität. Bereits bestehende Ausführungspläne des Statikers werden im technischen Büro des Werks elementdeckengerecht umgesetzt.
Die Lieferung der Deckenelemente wird an den Bauablauf und den Verlegeplan angepasst. So können sie auf der Baustelle direkt vom Lkw an den Einbauort auf die Zwischenunterstützung gehoben werden. Die Deckenelemente sind auch mit kleinen Baukränen zu heben, da erst nach der Montage vor Ort die Decke mit Aufbeton ergänzt wird.
Zuvor werden noch die Plattenstoßbewehrung, die obere Bewehrungslage und, sofern nicht bereits im Werk erfolgt, etwaige Leerrohre für die Elektroinstallation eingebaut. Die Decke ist nach ausreichender Erhärtung des Aufbetons voll belastbar.
Elementdecke fertig verlegt
Hohlplatten sind Deckenplatten mit kreisförmigen Aussparungen in den Längsachsen. Durch diese Hohlräume werden der Betonverbrauch und das Eigengewicht um bis zu 50 % gegenüber einer Volldecke reduziert. Der gegliederte Betonquerschnitt ist optimal an die Beanspruchung der Platte angepasst. Die Platten können schlaff bewehrt oder vorgespannt – als Spannbeton-Fertigdecken – geliefert werden.
Beim Verlegen auf der Baustelle sind keinerlei Montageabstützungen erforderlich. Die Deckenplatten sind unmittelbar belastbar. Dies ermöglicht einen sehr schnellen Bauablauf. Durch die Vollmontagebauweise entsteht nur eine geringe Baufeuchte.
Spannbeton-Fertigdecken werden als einachsig gespannte Plattenstreifen ausgebildet und im Werk in rund 100 m langen Produktionsbahnen maschinell her- gestellt. Durch die Verwendung hochwertiger Betonsorten und der eingebrachten Vorspannung wird eine hohe Tragfähigkeit erreicht. Durch einen kraftschlüssigen Fugenverguss und einen umlaufenden Stahlbetonringanker wirken die Deckenelemente als aussteifende Scheibe.
Im Wohnungsbau wird mit der üblichen Deckenstärke von 20 cm eine Spannweite von mehr als 7,50 m erreicht. Bei Deckenstärken bis zu 40 cm beträgt die maximale Spannweite bis zu 18 m. Die großen Spann- weiten ermöglichen eine flexible Grundrissgestaltung ohne tragende Innenbauteile.
Auf Anfrage werden die Deckenplatten vom Hersteller geliefert, montiert und vergossen. Sämtliche Anforderungen an den Schall- und Brandschutz werden erfüllt.
Aufgrund der hohen Betonqualität und der Fertigung auf Stahlschalungen besitzt die Plattenunterseite Sichtbetonqualität. Die Fugen der 1,20 m breiten Deckenelemente können als Gestaltungselement dienen. Alternativ werden die Fugen in der Deckenuntersicht zum Beispiel durch Spachteln in Kombination mit einem Glasfasergewebe geschlossen.
Deckenplatten mit Stegen (so genannte TT-Platten) können hohe Verkehrslasten aufnehmen. Mit vorgespannten Deckenelementen können Stützweiten von bis zu 20 m erreicht werden. Daher sind TT-Platten besonders günstig bei höher belasteten Decken mit großen Spannweiten ohne tragende Zwischenwände. Damit wird eine große Nutzungsflexibilität erreicht. TT-Platten werden mit und ohne Ortbetonergänzung hergestellt. Zur Installationsführung werden Aussparungen in den Plattenstegen vorgesehen.
TT-Platten vor dem Einbau
Eine Vollplatte aus Beton wird entsprechend der erforderlichen Größe bis 12 m Spannweite komplett vorgefertigt. Bereits im Werk können auch Einbauteile und Installationen für die Haustechnik vorgesehen und eingebaut werden.
Die fertigten Elemente werden termingerecht auf die Baustelle geliefert. Die Montage auf den vorgesehenen Trägern oder Stützen erfolgt mit dem Kran direkt vom Lkw. Danach werden die Elemente durch Verguss kraftschlüssig miteinander verbunden. Auch vor dem Verguss ist die Deckenplatte bereits belastbar, sodass unmittelbar nach der Montage Lasten auf der Decke abgelegt werden können.
In manchen Fällen ist es aus Gründen der zulässigen Traglasten des Krans erforderlich, das Gewicht der Deckenplatten gering zu halten. Dafür kann entweder deren Größe verringert oder auf Vollplatten aus Leicht- beton zurückgegriffen werden.
Hohlsteindecken sind besonders für Baustellen geeignet, bei denen keine oder nur begrenzte Krankapazität zur Verfügung steht. Bei diesem System werden zunächst Gitterträger mit Betonfußleisten, die verlegefertig auf die Baustelle geliefert werden, von Wand zu Wand bzw. von Randträger zu Randträger gelegt. Je nach Auflast sind Spannweiten bis ca. 8 m möglich. Die Mindestauflager- tiefe der Gitterträger beträgt dabei 10 cm.
Zwischen die Gitterträger werden Deckensteine aus Leicht- oder Normalbeton gelegt, deren Breite auch den Trägerabstand bestimmt. Ein übliches Achsmaß ist 62,5 cm. Zur Anpassung an die jeweilige Raumgeometrie gibt es spezielle Steine für den Rand. So entsteht eine unten geschlossene Decke. Je nach System ist noch eine Aufbetonschicht mit ausreichender Querbewehrung erforderlich.
Quelle: Broschüre "Wohnungsbau mit Beton" der InformationsZentrum Beton GmbH