Ist die Rohstoffversorgung für den Industriestandort Deutschland gesichert? Wie viel Rohstoffe produzieren wir im eigenen Land und was muss importiert werden? In welchem Maß kann das Recycling unseren Rohstoffbedarf decken? Zur Beantwortung dieser und anderer wichtiger Fragen liefert der neue Rohstoffsituationsbericht der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) die wichtigsten Fakten auf Basis aktuell verfügbarer Daten.
Für das Jahr 2021 weist der BGR-Bericht im Bereich der mineralischen Rohstoffe eine deutsche Gesamtproduktion von rund 620 Millionen Tonnen aus. Das ist ein leichtes Plus von 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sand und Kies sowie gebrochene Natursteine sind mit einem Förderanteil von zusammen mehr als 80 Prozent mengenmäßig erneut die bedeutendsten heimischen Rohstoffe. Das gilt auch in Bezug auf den Produktionswert, der 2021 für Sand und Kies bei ca. 2,8 Milliarden € lag, gefolgt von Kali- und Kalisalzprodukten mit 2,0 Milliarden €. Während die Produktionsmengen für Erdgas, Erdölgas und Grubengas mit einem Minus von 0,1 Prozent (Gesamtvolumen: 6,0 Mrd. m3) sowie für Erdöl mit einem Minus von 4,7 Prozent (Förderung: rund 1,8 Mio. t) gegenüber 2020 weiterhin leicht rückläufig waren, stieg die Braunkohlenförderung im Berichtsjahr um 17,6 Prozent auf rund 126 Millionen Tonnen. Zudem wurden ca. 5,4 Millionen Kubikmeter Torf gewonnen. Insgesamt lag der Wert der heimischen Rohstoffproduktion bei 13,5 Milliarden Euro und damit um 17,1 Prozent über dem Vorjahresniveau.
„Die heimischen Rohstoffe stehen am Anfang zahlreicher inländischer Wertschöpfungsketten. Sie verringern die Importabhängigkeit und mindern damit das Risiko unterbrochener Lieferketten, wie wir es zuletzt während der COVID-19-Pandemie und im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine gesehen haben“, erklärt Dr. Volker Steinbach, Vizepräsident der BGR und Leiter der Rohstoffabteilung.
Mit heimischen Rohstoffen allein kann der Bedarf der deutschen Wirtschaft aber nicht gedeckt werden. „Deutschland bleibt vor allem bei Metall- und Energierohstoffen stark von Importen abhängig“, betont Sören Henning, Koordinator des Berichts zur Rohstoffsituation. Die Ausgaben für Rohstoffimporte entfielen im Jahr 2021 mit jeweils ca. 49 Prozent zu gleichen Teilen auf Metall- und Energierohstoffe. Die übrigen Einfuhren setzten sich aus Nichtmetallen zusammen. Während sich die Gesamtmenge der importierten Rohstoffe gegenüber dem Vorjahr lediglich um etwa 3 Prozent erhöhte und bei rund 399 Millionen Tonnen lag, stiegen die Einfuhrkosten um mehr als die Hälfte auf rund 211 Milliarden Euro und erreichten damit einen neuen Höchststand. Die Kostenerhöhung resultierte in erster Linie aus den gestiegenen Rohstoffpreisen. Zudem führte die Erholung der deutschen Wirtschaft nach der COVID-19-Pandemie zu einem erhöhten Rohstoffbedarf. So verteuerten sich aufgrund der gestiegenen Nachfrage vor allem Industriemetalle, Edelmetalle sowie Kobalt und Lithium, die für die Elektromobilität von Bedeutung sind, im Berichtsjahr erheblich.
Die Importabhängigkeit Deutschlands verringerte sich durch das Recycling von Metallrohstoffen weiter. “Vor allem Kupfer, Eisen und Stahl, Aluminium sowie Zink und Blei leisten durch teilweise bedeutende Recyclingquoten bereits einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz“, so BGR-Vizepräsident Steinbach. In der deutschen Raffinade- und Rohstahlproduktion stammten im Berichtsjahr etwa 53 Prozent des Aluminiums, 45 Prozent des Rohstahls sowie rund 38 Prozent des Kupfers aus sekundären Rohstoffen. Mit der Rohstoffstrategie verfolgt die Bundesregierung das Ziel, den Beitrag von Recyclingrohstoffen für die Versorgungssicherheit mit verschiedenen Maßnahmen nachhaltig zu stärken.
Der seit 1980 jährlich erscheinende Bericht zur Rohstoffsituation ist eine Gesamtdarstellung der Situation der nichterneuerbaren Rohstoffe für Deutschland. Mit dem Bericht informiert die BGR die Bundesregierung, die deutsche Wirtschaft und die Öffentlichkeit über aktuelle Entwicklungen zur Rohstoffproduktion im eigenen Land, zum deutschen Außenhandel, zur Entwicklung der Rohstoffpreise sowie zum Rohstoffverbrauch mit Blick auf die Versorgungssituation Deutschlands mit Rohstoffen. Zudem wird auch die Entwicklung auf den internationalen Rohstoffmärkten dargestellt und bewertet. Datengrundlage für die Studien sind die bei Veröffentlichung verfügbaren Zahlen und Fakten des jeweiligen Vorjahres.
Link zur Studie
Rohstoffsituation 2021 (Stand: Dezember 2022)
Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe