Beton vs. Holz: Baustoffe im Vergleich

Die Baubranche ist massiven Herausforderungen ausgesetzt. Vom bedarfsgerechten Immobilienbau über die Errichtung einer leistungsfähigen Infrastruktur bis hin zur Modernisierung von Bestandsbauten: Für diese und viele andere Zwecke kommen Materialien wie Holz oder Beton zum Einsatz. Diese Baustoffe verbinden verschiedene Unterschiede und Gemeinsamkeiten.

Ist Holz grundsätzlich nachhaltiger als Beton?

Einer aktuellen WWF-Studie zufolge kann die hohe Nachfrage nach Holz durch nachwachsende Bäume in heimischen Wäldern nicht gedeckt werden. Damit sich der Verbrauch an Holz sowie dessen Produktionsvermögen auf einem Niveau bewegt, müsste der Holzverbrauch entweder gesenkt oder die Waldfläche vergrößert werden. Die erhöhte Nachfrage sorgt dafür, dass Holz immer seltener aus nachhaltiger Forstwirtschaft gewonnen wird. Erschwerend kommt hinzu, dass im weltweiten Vergleich bis zu 30 Prozent aller gehandelten Holzmengen illegal geerntet werden.

 


Haben mineralische Baustoffe wie Beton eine schlechtere Ökobilanz?

Es ist richtig, dass mineralische Baustoffe wie Beton mehr Energie benötigen und deshalb höhere CO2-Emissionen verursachen. Doch im Gegenzug punktet der Baustoff mit seinen thermischen Vorzügen während der Nutzungsphase sowie der langen Lebensdauer. Hält die Nutzungsdauer besonders lange an, verschiebt sich die Ökobilanz sogar zugunsten von mineralischen Baustoffen. Wird von einer Nutzungsdauer von 80 Jahren ausgegangen, ist die Ökobilanz von mineralischen und nachwachsenden Baustoffen sogar weitgehend identisch. Erfahren Sie unter Nachhaltiges Bauen mit Beton mehr über Ideen und Lösungsansätze in der Betonbaubranche.

Verursacht Holz kürzere Transportwege?

Laut aktuellen Prognosen ist es wahrscheinlich, dass sich der Anteil an importiertem Nadelholz zukünftig erhöhen wird. Demzufolge würden auch der Transportaufwand sowie damit einhergehende Emissionen ansteigen. Im Gegenzug ist der Transport von Beton relativ kurz, da der mineralische Baustoff bundesweit flächendeckend hergestellt und zumeist in der Nähe des Abbauorts weiterverarbeitet wird. Gemäß Statistiken beläuft sich die durchschnittliche Transportdistanz für mineralische Baustoffe auf rund 51 Kilometer. Für die Beförderung von land- sowie forstwirtschaftlichen Produkten wird eine Durchschnittslänge von 141 Kilometern zurückgelegt.

 


Ist eine Verwertung von mineralischen Bauabfällen schwieriger als von Holz?

Beim Abriss von Gebäuden in Massivbauweise spielt ein hoher Anspruch an Nachhaltigkeit eine tragende Rolle. Eine Verwertung mineralischer Baustoffe erfolgt, indem diese Abfälle zurückgewonnen und aufbereitet werden. Die Recycling-Baustoffe kommen im Hochbau beispielsweise als Gesteinskörnung für Beton oder im Tiefbau als Straßenunterbau zum Einsatz. Bis zu 90 Prozent aller mineralischer Bauabfälle werden stofflich verwertet und somit erneut genutzt. Diese Wiederverwertung leistet einen wichtigen Beitrag dafür, um weniger primäre Rohstoffe nutzen zu müssen und natürliche Ressourcen zu sparen. Im Gegensatz zu diesen Bauabfällen werden nur rund 20 Prozent aller Altholz-Abfälle erneut stofflich verwertet. Erfahrungsgemäß ist die Nutzungsphase von Holz zudem wesentlich kürzer. Die geringe Quote von 20 Prozent kommt beispielsweise dadurch zustande, dass Holz vor dessen Verwendung als Bauelement gegen Pilzbefall und Feuchtigkeit behandelt wird. Deshalb ist es unumgänglich, dass rund 80 Prozent des Altholzes nach dessen Nutzung verbrannt werden. Dadurch entstehen automatisch höhere CO2-Emissionen.

Ist die volkswirtschaftliche Bedeutung der Steine-Erden-Industrie unbedeutend?

Die sogenannte Baustoff-Steine-Erden-Industrie fokussiert sich unter anderem auf die Gewinnung von mineralischen Rohstoffen, darunter Kies, Sand oder Natursteine. Diese Rohstoffe werden zu Mauersteinen, Betonfertigteilen oder Beton verarbeitet. Diese Verarbeitung ist neben der Bauwirtschaft ebenfalls für die Papier- und Glasherstellung, Stahlerzeugung, den Umweltschutz sowie die Chemieindustrie von Bedeutung. In der Branche sind knapp 148.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte tätig, von denen knapp 25 Prozent in der Betonfertigteilindustrie arbeiten. Mit einem jährlichen Umsatz von 39 Milliarden Euro ist die Industrie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Ein Vorteil der Baustoff-Steine-Erden-Industrie besteht nicht nur darin, dass dazu gehörige Unternehmen deutschlandweit fast flächendeckend vertreten sind. Zudem sind viele dieser Unternehmen in recht strukturschwachen Gebieten ansässig.

 


Sind Holz und mineralische Baustoffe aus Wettbewerbssicht gleichberechtigt?

Marktwirtschaft funktioniert optimal, wenn sich mehrere Anbieter ohne staatliche Einflussnahme in einem ausgeglichenen Wettbewerb befinden. Diese Voraussetzung ist im Bereich der Baustoffe erfüllt. Politiker bestärken den Holzbau zusätzlich durch Maßnahmen wie Förderprogramme oder bauordnungsrechtliche Anpassungen. Beispielsweise gehen Kommunen und Städte vermehrt dazu über, dass staatliche Gebäude zwingend in Holzbauweise errichtet werden müssen. Kritiker stehen dieser Form der Einflussnahme aus technischer und ökologischer Sicht skeptisch gegenüber. Stattdessen sollte der Staat bemüht sein, ein ausgewogenes Gefälle zu erschaffen. Auf diese Weise würde eine wichtige Grundlage für einen fairen Wettbewerb gelegt werden. Verlaufen staatliche Förderungen zu einseitig, geraten bestimmte Bauweisen oder Baustoffe ins Hintertreffen. Darunter leidet wiederum die Innovationsfreudigkeit betroffener Branchen. Dieser Effekt wirkt sich wiederum negativ auf eine mögliche Etablierung zukünftiger Bauweisen aus, wodurch Nachhaltigkeitsziele nur schwer erzielt werden können.

Quelle: punktum.betonteile Sonderausgabe Faktencheck Holz – mineralische Baustoffe 2023

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