Berufsbildungsbericht 2023

Der im Mai 2023 veröffentliche Berufsbildungsbericht der Bundesregierung zeigt auf, dass das System der beruflichen Bildung vielen jungen Menschen nach dem Schulabschluss den Einstieg in das Erwerbsleben ermöglicht und somit zur qualifizierten Fachkräftesicherung in den Unternehmen beiträgt. Er belegt aber auch, wie die verschiedenen krisenhaften Entwicklungen der vergangenen Jahre den Ausbildungsmarkt beeinflusst haben bzw. dies noch immer tun.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

1. Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge weiter unter dem Vor-Corona-Niveau

Im Zuge der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen musste der Ausbildungsmarkt erhebliche Einbußen verkraften. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass sich der duale Ausbildungsmarkt von diesen Entwicklungen bisher nicht vollständig erholen konnte.

Zwischen 2021 und 2022 stieg die Zahl der deutschlandweit neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 2.100 auf 475.100. Dies entspricht einem leichten Plus von 0,4 Prozent. Wobei die Entwicklung im Branchenvergleich sehr unterschiedlich verlief. Einzig der Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel verbuchte im Vergleich zum Jahr 2021 einen Anstieg. Alle anderen Zuständigkeitsbereiche waren rückläufig. Gegenüber 2019, dem Jahr vor der Pandemie, verdüstert sich das Bild noch deutlicher. Hier beträgt das Defizit 49.900 Ausbildungsverträge, dies entspricht einem Minus von 9,5 Prozent.

2. Steigende Ausbildungsangebote im Vergleich zu 2021 bei sinkender Nachfrage nach dualer Ausbildung

Während im Jahr 2020 das Ausbildungsangebot und die Ausbildungsnachfrage junger Erwachsener nahezu parallel zurückgingen, zeigten sich in den Folgejahren unterschiedliche Entwicklungen. Seit dem Berichtsjahr 2021 steigt die Zahl der Ausbildungsangebot, wohingegen die Nachfrage nach Ausbildung weiterhin rückläufig ist. In 2022 überstieg erstmals (bezogen auf Zeitreihe seit 2009) das Ausbildungsangebot die Ausbildungsnachfrage.

Bundesweit legte die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen um 7.800 (+1,4 Prozent) auf 544.000 zu. Für betriebliche Ausbildungsverhältnisse zeigte sich ein Angebotszuwachs von 9.900 Stellen auf 529.700 (+1,9 Prozent). Dennoch verblieb das Ausbildungsangebot auch 2022 unter dem Wert des Jahres 2019 (-34.200 Stellen bzw. -5,9 Prozent).

Dahingehend waren bei der Ausbildungsnachfrage im Jahr 2022, und damit für das vierte Jahr in Folge, Rückgänge zu verzeichnen. Die Nachfrage sank um 5.300 Personen auf 535.500. Dies stellt einen Rückgang um 1,0 Prozent dar. Gegenüber dem Berichtsjahr 2019 bedeutet dies eine Reduktion um 10,6 Prozent.

3. Zusammenführung von Angebot und Nachfrage bleibt eine Herausforderung

Ende September 2022 waren 68.900 Ausbildungsstellen unbesetzt (+9, Prozent zu 2021; +29,6 Prozent zu 2019) und 22.700 Bewerberinnen und Bewerber gänzlich unversorgt (-7,8 Prozent zu 2021; -7,5 Prozent zu 2019). Damit lag der Anteil unbesetzter Stellen am Ausbildungsplatzangebot erstmals höher als der Anteil noch suchender Bewerber an der Nachfrage. Allerdings bestehen hier über Regionen und Berufe hinweg deutliche Unterschiede.

 

Quelle: VSW

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